Fisher's Place

„Hey! Wer bist du?!“

Plötzlich raschelte es oben in einer dichtbewachsenen Baumkrone.

„Du hast hier nichts verloren!“

Ein kleines Mädchen ließ sich aus einigen Metern Höhe fallen und
landete überraschend gut auf ihren Füßen.
Sie sah sich den Fremdling genau an,
schnippste ihm eine noch glühende Kippe vor die Füße und richtete ihren
kalten, eisernen Blick starr auf den unwillkommenen Gast.

„Verschwinde, du störst.“

Shaun hatte sich gerade erst an den Anblick des Sees gewöhnt, schon wurde er angesprochen von einem Mädchen, was plötzlich neben ihm
auftauchte. Ihr Blick und ihr Auftreten zeugten von Selbstvertrauen, aber auch von einer Ablehnung gegenüber jedem Fremden.
Shaun musterte sie und er hatte die Vermutung, dass er schneller fündig wurde als er gedacht hätte.

"Du bist gerade aus deinem Versteck gefallen, gerade wo ich mich so an die Ansicht des Sees gewöhnt habe. Also
bist genau genommen du es, der stört. Aber ich will mal nicht so sein. Hilf mir, und ich bin schneller weg als dir lieb ist."

"Es geht nicht um mich.
Im Prinzip wäre es mir egal, ob du hier bist oder am Arsch der Welt.
Aber jemand anderem, der mir sehr wichtig ist, wäre es nicht egal."

Ruby ballte ihre Fäuste.

"Es ist mir egal wer du bist und wo du herkommst.
Du hast hier nichts verloren."

"Wenn du wüsstest..."

Alex konnte nicht aufhören, Liah zu küssen und ihre Küsse ebenfalls zu erwidern.

Dieser Moment war einfach perfekt.
Die Sterne über ihnen, welche wie Diamanten funkelten,
die Glühwürmchen am Ufer, die ein fröhliches Tänzchen aufführten und
der Mond, welcher den Augenblick für eine gefühlte Ewigkeit in seinem Glanze
festzuhalten schien...

Alex hielt Liah so fest, dass die beiden nichts trennen könnte.
Er wollte sie nie wieder loslassen und gab sich seinen Gefühlen uns seiner Leidenschaft hin...

Das Mädchen reagierte sehr aggressiv, scheinbar wusste sie, was hier vorging.

"Du liegst falsch, Mädchen. Es geht genau um dich.
Und ich würde vorschlagen, dass du dich beruhigst. Ich will nur mit dir reden."

Shaun hoffte, dass das Mädchen auf Vernunft reagierte, aber verlassen konnte er sich nicht darauf.

Ruby rührte sich nicht. Kein bisschen.
Sie zügelte ihre Wut und hoffte, dass der Fremde einfach wieder gehen würde,
wenn sie ihn einfach reden lassen würde.

"Na gut. Was willst du?"

Liah spürte seine Leidenschaft und war gewillt diese zu erwidern, als sie Stimmen am Ufer hörte.

"Hörst du das?"

fragte sie Alex und hielt kurz inne.
Ganz deutlich konnte sie einige Meter vom See entfern jemanden reden hören.
Sie verstand zwar kein Wort, aber sie war sich sicher das Ruby keine Selbstgespräche führte.

"Lass uns mal nachsehen.."

schlug sie vor.
Sie küsste ihn noch einmal innig und zwinkerte ihm zu.

"Das war nicht das letzte mal..."

versprach sie ihm.
Schnell schwamm sie an Land und zog sich ihre Kleidung an, aus ihrer Tasche nahm sie ihre Wurfmesser und eine Waffe mit.
Diese steckte sie unter ihr Top in die Shorts.
Vorsichtig lief sie den Weg zum Haus entlang und sah Ruby mit einem Mann vor einem Baum stehen.

"Ruby? Alles in Ordnung?"

fragte sie besorgt.

Alex zog sich blitzschnell an, folgte Liah und sah Ruby bei einem Fremden stehen.
Er spürte, wie angespannt sie war und zückte einen Dolch, den er aus seiner Jacke zog,
hielt aber noch versteckt und wollte erstmal die Situation erfassen.

"Ruby, was ist hier los?"

Das Mädchen beruhigte sich. Plötzlich kamen zwei andere Personen, eine Frau und ein Mann hinzu.
Sie sprachen das Mädchen mit Ruby an, was Shaun die Bestätigung gab, dass es sich hierbei um
das vom Institut gesuchte Mädchen handelte.

"Wie ich sehe, bist du nicht allein hier. Es wäre unhöflich, wenn ich mich nicht vorstellen würde.
Ich bin Shaun Cabot, Privatdetektiv. Normalerweise arbeite ich mit meinen Klienten direkt zusammen."

Er zögerte kurz, nachdem er sich vorgestellt hatte. Er durfte nicht zuviel verraten, schließlich spürte er,
dass sie vom Institut beziehungsweise von Runnern beobachtet wurden.

"Und du bist Ruby, nehme ich an. WIr müssen uns unterhalten. Und zwar unter vier Augen."

Ruby's Stimme veränderte sich augenblicklich, als Liah und Alex bei ihr waren.
Sie sprach leise und doch sehr bestimmt.
Ihre Wutlüsternheit war immernoch deutlich zu spüren.

"Alles in Ordnung Liah, mach dir keine Sorgen.
Alex, pass auf Liah auf."

Ruby gefiel der Gedanke überhaupt nicht, dass da jemand ganz plötzlich aus dem Nichts,
einfach so auftauchte und dann auch noch allein mit ihr reden wollte.

"Wenn du reden willst, dann reden wir. Aber nur wenn die beiden dabei sind."
Ruby zeigte auf Liah und Alex.

"Reden, verstanden?
Wenn du mich anpackst oder mir auch nur ein einziges Haar krümmst,
was im übrigen auch für die beiden gilt,
zertrümmere ich dir sämtliche deiner Platinen, reiße dir jeden deiner Schläuche einzeln aus und
verarbeite dich zu einem Haufen Altmetall."