Fisher's Place

"Warte."
Ruby senkte den Kopf und schloss die Augen.

"Wenn ich dich aufsuchen wollte... Wo müsste ich dann hin?"

Ihr Entschluss, sich nicht dem Willen dieses merkwürdigen Typen,
der durch das Holoband zu ihr sprach, zu beugen, stand eigentlich schon fest.

Dennoch wollte sie den Fremden nicht einfach so gehen lassen.
Ruby war ruhig, keinerlei Anzeichen mehr von Wut.

"Shaun, richtig?...
Ich bin Ruby. Freut mich dich kennenzulernen."

Ihre Hand wollte sie ihm dennoch nicht reichen.
Was eben geschah war ihr da doch ein wenig zu viel.

"Du findest mich in Avenua City, in der Detektei Shaun Cabot."

Ob es für sie erfreulich würde, dass sie ihn kennengelernt hatte, würde sich erst noch zeigen müssen.
Es war Shaun nicht verborgen geblieben, dass sich Rubys Verhalten geändert hatte, aber das hatte seinen Grund,
da war sich Shaun sicher. Es überkam ihm aber eine merkwürdiges Gefühl der Verlorenheit, der Verzweiflung.
Warum, konnte er sich selbst nicht erklären, aber unterbewusst spürte er etwas.

"Es ist glaube ich ganz gut, wenn du mich nicht zutief kennenlernst."

Seine ablehnende Haltung war dieses Mal unabsichtlich, er konnte sich nicht erklären, warum er das Gespräch abbrach und ging.
In ihm tobte ein merkwürdiger Kampf zwischen Neugier und Desinteresse, aber er schob sowas immer auf einen Fehler in seiner
Programmierung. Normalerweise war er immer sehr distanziert, und das mit Absicht, hatte er doch schon zu oft miterlebt,
wie menschliche Detektive Bezoehungen zu ihren Klienten entwickelten und sich so mehr schadeten als halfen.
Zu oft hatte er schon Freunde und Kollegen aus genau diesem Grunde verloren und letztendlich war er sich immer im klaren,
dass er eines Tages alleine sterben würde. Denn er war alleine. Schon immer.

Ruby stand da, wortlos, und sah zu wie Shaun im Begriff war, zu gehen.
Sie spielte mit dem Gedanken, ihn aufzuhalten. Doch sie ließ ihn von dannen ziehen.

"Avenua City... Detektei Shaun Cabot..."

Ruby rieb sich die Augen. Das war ein wenig zu viel für ihr Gemüt.
Nun brauchte sie etwas Zeit für sich...

Nachdem der Roboter Kerl gegangen war, lief Liah direkt auf Ruby zu.

"Was wollte er?"

fragte sie vorsichtig nach.
Sie spürte das Ruby ein wenig durcheinander war.

"Wenn ich dir irgendwie helfen kann..."

versuchte sie ihr anzubieten.
Unsicher blickte sie zu Alex und ging dann wieder zum See hinunter.
Wenn die beiden allein sprachen, war das sicherlich das Beste.
Sie kannte beide eigentlich gar nicht und wollte sich auch nicht einmischen.

Alex merkte, wie Liah ihn ansah und danach wieder zurück zum See ging.
Er wollte Liah nachlaufen, doch er wusste, dass Ruby ihn nun brauchte.

"Hey... Schwesterherz... Ist alles klar bei dir?"

Doch Ruby zeigte keinerlei Reaktion. Sie blickte immernoch in die Richtung,
in die der Roboterkerl verschwand.

"Ich weiß, das ist vielleicht alles ein wenig viel für dich. Bestimmt hast du
Unmengen an Fragen. Doch leider kann ich dir keine Antworten liefern...
Du sollst wissen, dass du immer mit mir reden kannst, über alles was dich beschäftigt."

Alex hoffte, irgendeine, noch so kleine Reaktion von Ruby vernehmen zu können.
Er hörte, wie sie tief Luft holte. Sie sah ihn an und fing an zu weinen.

"Alex..."
Ruby stürzte sich in die Arme ihres Bruders und krallte sich an seiner Jacke fest.
"Ich kann nicht mehr..."

"Ist schon gut, jetzt mach' dir mal keinen Kopf."

Sie nahm seine Hand und zog ihn hinfort.

"Wo willst du denn hin?"
Alex verstand das ganze nicht so wirklich, wollte seiner Schwester aber auch nicht
in die Quere kommen, also machte er mit.
Rubys Stimmungsschwankungen waren ihm schon immer ein Rätsel,
aber er war froh, dass sie mal ein paar ehrliche Emotionen zeigte.

Ruby zog Alex immer schneller hinter sich her.
"Wir gehen zum See... Ich will zu Liah..."

Liah hörte die beiden miteinander reden, aber durch die Entfernung konnte sie kein Wort verstehen.
Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich.
Als sie sich umdrehte, stand Ruby hinter ihr.

"Alles okay?"

fragte sie besorgt.
Ruby hatte ihr Mittags deutlich gezeigt das sie eine Abneigung ihr gegenüber hatte.
Deswegen war Liah überrascht, dass sie scheinbar mit ihr reden wollte.

Ruby sah in Liah's besorgtes Gesicht und umarmte sie.
Ruby wollte nicht reden. Sie wollte im Moment einfach nur nicht allein sein.
Sie hatte zwar Alex, doch sie wollte zu Liah und das nicht ohne Grund.

"Ich... Ich will nicht sterben..."

Sie konnte Liah anfangs wirklich nicht leiden. Doch sie wusste, dass Alex sie mag.
Er mochte Liah wirklich sehr...
Ruby war weder sauer auf Liah, noch konnte sie Liah nicht leiden.
Sie war einfach nur ein kleines bisschen eifersüchtig.
Doch das war schon längst vergessen.

"Liah... Du kommst mit uns... Oder?"

Überrascht nahm Liah, Ruby ebenfalls in den Arm und strich ihr beruhigend übers Haar.

"Du wirst nicht sterben, das verspreche ich dir!"

Als Ruby sie fragte ob sie mit den beiden mitkommen würde, nickte sie.

"Ich lass euch nicht allein. Was hat der Typ denn gewollt?"

hakte sie besorgt nach.
Mittags schien sie so hart und jetzt zerbrechlich und zart.

Ruby wollte Liah nicht loslassen. Sie war ihr wichtig.

"Dieser Typ... Er sagte, dass ich so wäre wie er. Oder dass ich zumindest Teile in mir habe,
die seinen sehr ähnlich seien. Er selbst hat aber kaum etwas gesagt.
Er spielte so eine komische Audioaufnahme ab.
Ich solle... Ich solle ihn umbringen und mich dann mit seinen Teilen upgraden...
Irgendwie sowas..."

Ruby brachte kaum noch einen Ton heraus.

"Aber ich kann das nicht... Ich will das nicht..."

Ruby war froh, dass auch Liah für sie da war. Sie brauchte die beiden jetzt.
Sowohl Alex, als auch Liah.

Liah hoch nachdenklich eine Braue in die Höhe.

"Niemand wird hier einen unschuldigen umbringen. Egal ob Mensch oder nicht."

sagte sie empört.
Wie konnte man nur auf so eine bescheuerte Idee kommen, dachte sie sich.
Auch wenn ihr der Roboter Typ nicht geheuer war, so hatte aber alles seine Daseinsberechtigung wie sie fand.

"Du wirst nicht sterben und wir werden gemeinsam eine Lösung finden. Das Verspreche ich dir!"

Liah sah zu Alex rüber.
Sie hatte eine Idee, jedoch musste sie vorher mal mit Alex reden.

"Ruh dich aus, wir brechen in ein paar Stunden auf. Wenn er wusste wo wir sind,werden es sicher bald noch mehr wissen."

wies sie Ruby an und nahm sie an der Hand.
Auf dem Weg zum Haus, gab sie Alex ein Zeichen das er warten solle.

"Ich bin gleich wieder zurück."

versprach sie Ruby, nachdem sie sie auf das große Sofa in dem Haus gelegt hatte.
Das Mädchen sah sehr erschöpft aus.
Schnell eilte sie zu Alex und erzählte ihm erst einmal was Ruby ihr gesagt hatte.

"Wir müssen raus finden, was an der Sache dran ist.."

sagte sie ernst und fest entschlossen dem auf den Grund zu gehen.

"Wir hätten allerdings noch eine andere Möglichkeit..aber das würde die Ewigkeit bedeuten.."